Meilenstein für «Zukunft Bahnhof Bern»: Durchbruch zur neuen Unterführung
Im Bahnhof Bern ist es aktuell laut, staubig und noch enger als sonst. Mit der Baustelle beim Perron Gleis 12/13 wird der Ausbau des Bahnhofs erstmals für jede und jeden sicht- und spürbar. Wo man bisher in Züge steigen konnte und Gleise lagen, klafft nun ein Loch im Boden. SBB-Oberbauleiter Kilian Schärer erklärt im Interview, was es damit auf sich hat.
Kilian Schärer arbeitet seit 14 Jahren bei der SBB. Aktuell ist er als Oberbauleiter zuständig für Teilprojekte beim Ausbau der Publikumsanlagen von «Zukunft Bahnhof Bern».
Kilian, ist der 14. Januar für dich ab sofort ein Feiertag?
Ja, absolut! An diesem Tag geschah schliesslich der grosse Durchbruch in die Perronhalle des Bahnhofs Bern. Wir haben die Wand zwischen dem Stollen des künftigen Zugangs Länggasse zu den Perrons durchgebrochen. Dort wird später die neue Unterführung durchgehen. Das heisst, wir schauen nun von der Höhe Gleis 12/13 runter in das Loch und sehen erstmals einen Teil der neuen Bahnhofsunterführung. Das ist schon ein bisschen Zukunftsmusik… Von hier aus wird nun in den nächsten Jahren Schritt für Schritt unter allen Perrons und Gleisen durchgebaut, gebuddelt, gespitzt und betoniert, bis die Unterführung unten am Bubenbergzentrum wieder ans Tageslicht kommt. Wir brauchen ungefähr ein Jahr pro Perron. Eröffnet wird die neue Unterführung 2027.
Grafik des neuen Berner Bahnhofes. Beim roten Kreis befindet sich die Baustelle auf Perron Gleis 12/13. Dort ist nun der Durchbruch vom bereits gebauten Schacht und Stollen des künftigen Zugangs Länggasse.
Heisst das, die Züge fahren oben über die Gleise, während unten dran eine Unterführung ausgegraben wird?
Einfach gesagt, ja. Wir haben dafür jeweils wo erforderlich zuerst sogenannte Hilfsbrücken für die Reisenden auf den Perrons sowie für die Züge im Gleisbett eingebaut. Die Reisenden gehen und die Züge fahren darüber, während einen Stock tiefer die neue Unterführung gebaut wird. Bei den künftigen Arbeiten ist also jeweils entweder eines oder zwei Gleise ausser Betrieb. Bis Ende dieses Jahres betrifft es die Gleise 12 und 13. Das ist übrigens der Grund, warum wir die neuen Gleise 49/50 brauchen.
Perronhilfsbrücke auf Gleis 13. Darunter wird die Unterführung gebaut.
Unter der Hilfsbrücke von Gleis 13 ist der Durchbruch in den Stollen. Dieser führt vom künftigen Zugang Länggasse in die neue Unterführung.
Blick vom nördlichen Teil der künftigen Unterführung Mitte auf den Durchbruch in die Perronhalle unter Gleis 13.
Hier beginnt der nördliche Teil der Unterführung Mitte, direkt unterhalb des Schachtes für den künftigen Zugang Länggasse – mit Blick auf den Durchbruch der Unterführung auf Höhe von Gleis 13.
Das bedeutet aber auch, dass der Baulärm und die engen Platzverhältnisse auf Gleis 12/13 noch andauern?
Genau. Zuhause kann man ja auch nicht renovieren, ohne dass die Mitbewohner das spüren. Bis der Bahnhof Bern in neuem Glanz erstrahlt und ausgebaut ist, gehören Lärm, Staub, Erschütterungen und Baustellenabschrankungen leider zum Alltag. Mit Lärmschutzmassnahmen und Bauwänden versuchen wir die Auswirkungen auf die Reisenden so gut wie möglich einzudämmen. Gewisse Bauarbeiten brauchen ausserdem tatsächlich Platz auf den Perrons, sodass die Kundinnen und Kunden teilweise nur noch die Hälfte des Perrons zur Verfügung haben. Reisende sind deshalb gebeten, sich beim Warten so gut wie möglich auf die ganze Länge des Perrons zu verteilen und den ganzen Platz innerhalb der weissen Sicherheitslinien zu nutzen. So kann sich die Platzsituation entspannen. Je besser die Reisenden auf die verschiedenen Wagen der Züge aufgeteilt sind beim Ein- und Aussteigen, desto pünktlicher können diese ausserdem abfahren.
Auf welche weiteren Meilensteine im Jahr 2020 dürfen wir uns bei «Zukunft Bahnhof Bern» noch freuen?
Ein weiteres Ziel ist die termingerechte Inbetriebnahme des neuen Perron Gleis 12/13 im nächsten November. Die Reisenden werden merken, dass das Perron erhöht ist und somit ein barrierefreies Ein -und Aussteigen ermöglicht. Dazu machen wir auch Anpassungen an den Treppen, Rampen und Liften. Damit das Perron wieder komplett in Betrieb genommen werden kann, müssen auch die Arbeiten an der Unterführung, die darunter gebaut wird, im Perronperimeter abgeschlossen sein. Das ist ebenfalls ein Meilenstein.
Nach Inbetriebnahme des neu erstellten Perrons Gleis 12/13 erfolgen dann die ersten Vorbereitungsarbeiten auf dem Perron Gleis 9/10. Diese laufen fast analog zu den aktuellen Arbeiten auf Perron Gleis 12/13 ab und sollten ebenfalls nach ungefähr einem Jahr Bauzeit abgeschlossen werden. Zuerst freue ich mich aber noch auf den 12. September 2020, wenn wir am «Tag der offenen Baustelle» der breiten Öffentlichkeit unsere Arbeit präsentieren können.